Die Besucher

Schon lange suchten die Bewohner des Planeten Gilitak in fernen Galaxien nach belebten Planeten. Immer wieder wurden Expeditionen ins weite All geschickt, um nach Lebensformen zu suchen. Eines Tages kam eine Expedition mit freudiger Botschaft zurück. Sie entdeckten einen kleinen Planeten in einem kleinen Sonnensystem der von allerlei neuen Spezies bewohnt wurde. Sie brachten auch ein Exemplar der dort dominierenden, wenn auch nicht klügsten Rasse, mit. Sie konnten sich mit der neuen Lebensform soweit verständigen, daß man herausbekam, daß sie sich selbst als „Mensch“ bezeichnet und auf dem Planeten „Erde“ wohnt.

Mit den Ergebnissen zufrieden, wurde eine neue Expedition zur Erde unternommen. Die Gilitaker studierten die Erdlinge monatelang, bis sie an diesen eine seltsame Wandlung feststellten.

Der Wissenschaftsoffizier sprach ins Sendemikrophon: „Die Erdlinge scheinen seit Tagen eine Gem³tswandlung durchzumachen. Sie treten sich mit mehr Bewußtsein füreinander entgegen, als im bisherigen Zeitraum. Sie scheinen aber auch eine Energiekrise zu haben, da immer mehr Fenster statt durch das elektrische Licht mit Kerzen erhellt werden. Große Massen von Erdlingen ballen sich in den sogenannten „Einkaufszentren“. Sie kaufen mehr als bisher. Besonders fraglich erscheint mir an ihrem Verhalten folgendes: Sie schlagen, oder graben ihre noch grünen Bäume aus und stellen sie sich in die Wohnräume. Die Bäume werden mit allerlei glitzernden und leuchtenden Kleinkram besetzt. Die gekauften Sachen werden unter den Baum gelegt. Ich melde mich wieder, wenn ich neue Erkenntnisse habe. Ende!“

Nach einer weiteren Woche ging ein Notruf der Expedition, auf Gilitak ein: „Wir bedauern, euch mitteilen zu müssen, daß es sich bei der gemeldeten Gemütswandlung wohl nur um die Ruhe vor dem Sturm handelte. In der vergangenen Nacht wurden wir von den Erdlingen angegriffen. Ihre Waffen hatten zwar nicht genug Reichweite, um uns gefährlich zu werden. Dennoch ziehen wir es vor, die Mission abzubrechen. Wir waren sehr überrascht, daß selbst kleinere Erdlinge schon über Feuerwaffen, Sprengladungen und Raketen verfügten. Der gesamte Erdball schien auf einmal auf uns anzulegen. Die Erdlinge lachten uns aus, sangen und tanzten auf den Straßen. Nur an wenigen Stellen gab es Verluste durch fehlerhafte Waffen, oder falscher Anwendung derselben.

Ich, für meinen Teil, werde diese Rasse wohl nie begreifen. Wenn wir alles richtig vorausberechnet haben, sind wir rechtzeitig zum Fest der Faponister wieder daheim. Also hängt die Computer an die Turmspitzen und bemalt Häuser und Straßen mit gelber Farbe. Wir wollen dieses Jahr mal wieder so richtig feiern und unsere Lieder singen. Ende!“

E N D E

Jedem sollte gestattet sein, Feste so zu feiern, wie er es für richtig hält, oder wie sie in seinem Land üblich sind. Können wir den was dafür, daß Weihnachten und Sylvester so eng aufeinander liegen.

(c)1991 Kay Fiedler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.