Hamburg Ende Oktober 2000. Kalt ist es geworden die Lichter leuchten mir den Weg die Alster entlang. Der Winter ist da und da ist niemand Liebes, die sich an mir wärmen möchte. Wo ist nur das Feuer hin, das einst Entfachte? Was ist geblieben von dem einstigen Glück? Ich blicke stumm und ohne zögern weiter, wandre die Straße entlang. Mir ist als könnte ich mich selbst von weitem beobachten und sehe nur eine dunkle Gestalt ohne Gesicht, ohne wirkliches Ziel einen Fuß vor den anderen setzen.
Anonyme Autoscheinwerfer blenden mich kurz, um ihre Gase abzulassen, eben nachdem die Motoren mich anbrüllten. Und schon lassen sie mich wieder allein. Was für Menschen wohl in Ihnen sitzen?
Ob SIE dabei ist? Jene, der es in diesem Moment so geht wie mir? Womöglich guckt sie gerade ebenso gedankenverloren aus dem Fenster eines Busses und sieht mich nur als Schatten mit hochgezogenem Kragen an sich vorbeihuschen, Augenblicke bevor eine Unebenheit der Straße sie aus ihrem Tun reißt? Ist sie SIE?
Mein träumender Blick fällt in das erwartete Schwarz der Alster. Doch da war sie – nicht die Erwartete, doch eine andere, nicht minder Schöne. Funkelnd glitzerte sie über die Schwärze und zog einen Schweif Kleinerer nach sich. Spiegelte sich dort das Licht des Hotels Vier Jahreszeiten? Hat ein Schlag die Kleine Welle erweckt, oder war es einfach nur der kalte Wind? Wollte mir der Wind etwas sagen? In stetigen eisigen Böen folgte die Welle dem Ruf, kaum erweckt, schon wieder entschlafen.
Das Schöne währt nie ewig, aber es kehrt immer wieder zu dem, der danach sucht. Und wer genug Kraft und Puste hat, kann die Welle immer wieder von neuem funkeln lassen. Zufrieden und innerlich ein kleines wärmendes Feuer entfacht, atmete ich tief durch und genoss die Stadtluft, wie es eben nur ein alter Hamburger kann, der seine Stadt liebt und setzte meinen Weg fort zur Bahnstation. Die Welle blinzelte mir in Gedanken nach, als ich schon längst die Stufen in den Untergrund genommen hatte.
Ich hoffe, dass auch SIE heute sicher durch die Straßen nach Hause gekommen ist. Ich werde SIE finden und nach dem Funkeln in ihren Augen suchen Und in dem Moment, da ich ihr Glitzern erfahre, soll ein kurzer Gedanke der kleinen Welle gehören.
Danke, meine kleine Welle!
(c) 2000 Kay Fiedler