Der schwarze Schelm tritt ein…

Der schwarze Schelm tritt ein…

Hallo!

Ich galt schon als Bub als großer Geschichtenerzähler. Wenn ich als Grundschüler von meinen Reisen und Erlebnissen erzählte, kleben die anderen Schüler wie gebannt an meinen Lippen, rochen mit mir an Blumen, schmeckten die Luft, die mir um die Nas spülte.

Nach meinem Wechsel in eine neue Gemeinde wendete sich das Blatt. In den eingeschworenen ländlichen Gegenden von S-H war es gar furchtbar sich Gehör zu verschaffen. Alles lärmte und war unkonzentriert bei der Sache.

Ich griff zur Feder und machte meinem Unmut Platz, kritzelte Fantasie aufs Papier, brachte Gedanken zum Ausdruck und wurde ein stummer viel zu früh auch sehr sarkastischer Schreiberling.

Die Klassen wandelten und schließlich hingen die Mitschüler beim Vorlesen der Aufsätze erneut wie gebannt an meinen Lippen. Die Magie wirkte.

Nach nunmehr 20 Jahren Rollenspiel weiß ich, wie der schwarze Narr sein Publikum unterhält, es zum Lachen und zum Nachdenken bringt!

Und so stand ich vor den Torwachen der Geschichtsschreibzunft und rief die Zinnen hinauf, die Arme keckt in die Hüfte gelegt…

„Laßt ihr mich ein?“

„So sprich, wie lautet Euer Name, Schelm?“, antwortete die Wache pflichtbesessen aber müde.

Die kalten blauen Augen des Schelms schauten starr gen Torwächter, während sein Mund sich zu einem nahezu grotesken Lachen verzog:

„So nennt mich in Eurer Zunft LoGrizz! Doch wisset, dass ich als Schmierfink den Namen ‚Yakobo‘ trage und wohl bekannt in meinem Lande bin!“

Der Torwächter beriet sich kurz mit seinem Kollegen: „Sag mal, kennst Du den? Nein? Auch nicht!… Tut so, als müsste man ihn reinla… Bitte? Okay ja… reinlassen und nichts anmerken lassen. Ja, wir bringen ihn zu den anderen Scherzbolden…“

Langsam öffneten sich die Torflügel und der schwarze Schelm trat dem austretenden Licht entgegen!

„So denn“, dachte der Schelm und ließ die Flügel des jc-tempels hinter sich zufallen. Er sah eine Traube anderer Schreiberlinge. Dort standen sie in langen Reihen von Stehpulten. Er sah die Formation der Pulte, überlegte kurz, grinste in sich hinein und stolperte in den ersten hinein.

Pulte flogen, Blätter rieselten und sorgten für ein kleines Durcheinander. Der Schelm stand auf und klopfte sich den Staub aus der schwarzen Kluft. Es ließ sich nur erahnen, wieviele Schichten Staub der Mantel schon gesehen hatte. Die unterste Schicht verhinderte die Sicht auf einen durchaus bunten Vogel.

„Oh, entschuldigt bitte vielmals. Ich hoffe, es war niemand von Euch mit etwas Wichtigem beschäftigt, das tät mir Leid! Aber da Euer sich entschied eine Pause einzulegen, gebt mir doch einen Moment Euer Gehör!“

Erste zornige Blicke richteten sich auf den Schelm, der sich weiter den Staub abklopfte, bis der Sand auch aus den Glöckchen entfernt war.

„Mein Name ist LoGrizz! So Ihr noch einen leeres Schreibpult für mich habt, wäre ich gerne einer der Euren!

Einige der Schreiberlinge schauten einander an, andere brachten Ordnung in die Flugblätter. Der erste Schreiberling, dem das Wort zukam, zeigte rücklings zu einem losen Brett, das weiter ab von den Pulten an einem Apfelbaum lehnte. „Dort soll Dein Platz sein, Spitzbube. Möge er sich beweisen.“ nach kurzer Pause fügte der Schreiberling in niederem Tonfall hinzu:“…und aufs herzlichste Willkommen, Bruder!“

Der Schelm LoGrizz schritt fröhlich pfeifend durch die Schreiberlinge hindurch, während er ein kleines Fässchen aus seinem Mantel zog und eine Feder aus seinem Hut zog. Er prüfte sorgsam die Spitze und setzte sich unter den Baum, das Brett auf den Schneidersitz sattelnd.

„Und nun, werte Kollegenschaft, … Brüder und Schwestern“, sein Auge blitzte bei dem letzten Wort kurz auf, als er in die Runde schaute, so musste sich manche Schreiberin gar tief nach den Papieren bücken,“… lasst uns Geschichte schreiben! Lasst uns diese Welt aus den Angeln heben, lasst uns Liebe in Worte wandeln, Arglist offenlegen, Humor verbreiten, ein Kind zum Lachen bringen, eine Frau zum Weinen und die Lenden der Alten brennen lassen! … Seid beflügelt!“

Die Feder des Schelms kreiste dreimal um sein Handgelenk, bevor das Gekratze auf dem Papier die Stille übertönte. Die anderen sahen einander immer noch mitunter zornig an, jedoch wich jener Groll auf den Schelm, als sich dessen Worte langsam legten. „Also denn!“, wiederholte der erste Schreiberling, „Euer hat den neuen Bruder reden hören, lasst Geschichten sprechen!“

Emsiges Kratzen von zig federn wurde alsbald zum Getöse! „So sei dies meine Vorstellung“, murmelte der Schelm nd lächelte in die Runde.

Mit frechem Grinsen

LoGrizz aka Yakobo (p)09/2011

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