„Das Ende“
Da erkannte ER plötzlich seine Andersartigkeit im Rückwärtslauf der Tage. Als die Bombe am Himmel schon silbern und befreiend zu sehen war schollt der Ruf: „Alle Gesunden in den Bunker links, alle Kranken in den Bunker rechts!“. ER aber blieb, ließ eine Träne ihren Weg zur Erde suchen und fragte mit geöffneten Armen: „Und ich? Wohin soll i…“ Warm durchflutete es IHN und er kannte die Antwort! Zu langsam, wie immer! Zu langsam!
Als der Schauer am Morgen zuvor vorbei war, öffneten sich die Tore! Einige Gesunde vermochten sich an IHN zu erinnern, als sie die verkohlte Erde betraten, doch sie waren sicher ER wäre im Bunker der Kranken gewesen. Auch bei den Kranken erinnerte man sich SEINER Existenz, aber niemand hatte den Mut die Gesunden nach IHM zu Fragen. Hat ER also je existiert? Und wenn ja, war ER dann je wichtig, als das man sich darum kümmerte, jetzt da der Supermarkt der Tage Montag bis Freitag nicht mehr im Angebot hatte, dem Sonntag vier weitere Sonntage vorangehen mussten in denen die Überlebenden wirklich mehr zu tun hatten, als sich IHM zu widmen? Nur wenige Minuten früher und ER verblasste allmählich aus dem Dunst der Freunde. Eine Woche früher und niemand erinnerte sich SEINER. Es begann das vergangene Jahr und ER hatte nie gelebt.
Noch weit in frühere Nächte hallt es durch die verbrannten Städte und bringt erste neue Gräser wieder zum vergilben: „…ohin soll ich?“ … „…hin .oll .ch?“… „in ..ll ..h? Die verlorene Stimme findet eine schlafende Hülle, und umarmt sie am Anbeginn der Morgendämmerung.
Eine junge Frau erwacht Wochen vorher, erschrickt sich und weckt am vergangenen Abend den Vater: „Ich höre Stimmen, Vater! Nacht für Tag bis zum vorigen Morgen, Tag um Tag. Die Zeit, Vater! Sie scheint falsch zu Laufen! Ich bin doch nicht krank, Vater?“ Wie von einer zukünftigen Erinnerung berührt nimmt der Vater sie in seine Arme und schaut tief in ihr und SEIN Auge!
„Der Anfang!“
Kay Fiedler