… Gedankensammlung
Wie kann man bei einer Frau wie ihr nicht schwach werden? Okay, ich bin Schütze und mir sagt man ja eh nach, ich sei nicht sonderlich wählerisch. Wenn sich mir eine Frau anbietet, würde ich schon darauf anspringen. So sagt das Profil des Schützen. Das mein persönliches Geburtshoroskop mir einen anderen Weg vorhersagt, ich durch die Beziehung und nur durch den Bruch derselben zu meinem eigenen ich finden soll ist schon okay. Aber wo steht darin geschrieben, ich bekäme keine weitere Chance auf Zweisamkeit? Ich habe es schließlich sehr genossen und eigentlich erst angefangen zu Leben und zu erleben.
Die Jahre davor waren nicht wirklich existent. Die Jahre wurden irgendwie verbracht. Heute weiß ich, dass diese Jahre schon wichtig waren, um zu spielen und die Welt mit Kinderaugen sehen zu können. Das ich heute so denken und schreiben kann, wie ich es tue, verdanke ich eben der Eigenschaft immer noch einen kleinen Jungen in mir zu tragen.
Ich kenne noch lange nicht alle Antworten, auch wenn ich anderen Leuten durch meine Geschichten völlig neue Denkanstöße geben kann. Sie sagen dann ich sei verrückt, durchgeknallt, oder lachen herzlich. Sie können die Welt für einen Augenblick in einem anderen Licht sehen, aus der Sicht der kleinen und einfachen Dinge, auf der Suche nach kleinen Antworten.
Das der Sinn des Lebens in meinen Geschichten immer wieder eine Rolle spielt liegt zuletzt sicher daran, das es ein Thema ist, das mich berührt. Früher habe ich mir die Frage danach nie gestellt. Man lebt halt so. Die Vorstellung wieso andere Leute ihr Leben für Partner und Kinder vergeudeten war mir unklar. Warum sollte man sich an etwas binden, das einem keinen Spaß versprach? Und dann?
Nachdem mir einige Zusammenhänge zwischen Leben, Magie, Glauben und der Funktion der Spezies Mensch klargeworden sind, weiß ich das mir all dieses Wissen nichts nützt, wenn ich es nicht an jemanden weitergeben kann, bzw. mit jemanden teilen und diskutieren kann. Allein hier bindet sich schon eine Sehnsucht an Frau und Kinder. Eine Frau tät mich schon in meine Schranken weisen, wenn ich zu dick auftrage und mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Zudem wäre sie Inspiration, die treibende Kraft, die mir ohne eine Beziehung einfach fehlt. Ein Kind wäre die Möglichkeit eine neue Aufgabe zu schaffen, einen Menschen in die Welt zu setzen, der die erlangten Erkenntnisse weitertragen und erweitern kann. Das ist mit Sicherheit die Vorstellung vieler Eltern, die dann an der Erziehung und dem Mangel an Zeit für das Kind scheitern. Sicher ist da die Befürchtung, dass es meinem Kind ähnlich ergehen könnte. Aber was soll man der Welt sonst hinterlassen? Mein geschriebenes Wort etwa?
Seit ich 1984 Ghostbusters sah, war ich fasziniert von den unterschiedlichen Charakteren. Bill Murray mit seiner unbekümmerten Art als Wenkmann war das Salz der Truppe. Aber wesentlich interessanter war für mich der Schlaukopf. Er sagte damals etwas, das ich bis heute in mir trage. Er sagte: „Geschriebenes ist tot! Es sind tote Gedanken. Lesen ist Zeitvergeudung!“
Nicht, dass ich auch dieser Meinung bin. Aber trotz das mir diese Aussage von einem „Wissenschaftler“ schon unglaublich vorkam, denn schließlich wird er sein Wissen nicht aus dem Fernsehen haben, aber genau betrachtet, stimmt die Aussage. Man schreibt Dinge auf, um sie sich nicht merken müssen, oder um sie jemandem mitzuteilen, wenn niemand zum reden da ist, einfach um es sich von der Seele zu schreiben.
Ich schreibe Dinge auf, verarbeite Sachen die mich beschäftigen in Geschichten. Ich mache es in den häufigsten Fällen nur für mich, nur selten für andere. Es ist wie Tagebuch schreiben, ich schreib mir von der Seele, was mich bedrückt, würze es mit meinem Sarkasmus und meiner kindlichen Sichtweise und es wird dadurch zu einer Geschichte.
Auch heute hätte ich gerne eine kleine, beinahe schlüpfrige, Liebesgeschichte geschrieben, die schon lange halb fertig in meinem Kopf rumschwirrt. Aber heute ist nicht der richtige Tag. Lola ist tot. Im September wachte Punky nicht mehr auf und heute lag Lola tot im Käfig. Jetzt bin ich wieder allein. Obwohl ich gerne Tiere um mich habe, bin ich nicht der richtige Typ, um mich um Tiere zu kümmern. Okay, war ich bei Punky noch im Zweifel etwas falsch gemacht zu haben, bin ich mir diesmal einfach sicher, dass es das Alter war. Nichts desto trotz fehlt ab heute das nervige Klappern aus dem Flur, wenn die beiden kopfüber am Gitter hingen und knabberten. Ich muss mir jetzt keine Sorgen mehr machen, auch die Gurke nicht zu vergessen, nur damit sie mir nicht verdursten. Tja, jetzt ist dieses im Grunde beruhigende Gefühl, dass zuhause wenigstens die Mäuse auf ihr Futter warteten.
Das „Freudigste“ steht mir noch bevor. Lola liegt da noch zuhause. Wann hätte ich es heute morgen schon erledigen können? Dann ist heute Abend auch noch Rollenspiel und morgen mein Geburtstag. Ich werde 31 und habe irgendwie nichts vorzuweisen. Kein angehäuftes Vermögen, nicht einmal einen Haufen Schulden, die durch ein wildes Leben zustande gekommen wären. Dann hätte ich wenigstens sagen können, ich hätte in der Zeit irgendwie gelebt. Aber nein! Da ist nichts. Finanziell halte ich mich geradeso über Wasser, mit Familie geschweige denn Beziehung ist nichts und auch sonst hab ich im künstlerischen als auch beruflichen Bereich keine Pluspunkte gesammelt. Talent…
Daran soll es nicht scheitern. Das ist wohl schon da, wenn ich meinen Mitmenschen glauben darf. Aber was soll ich in meiner nächsten Arbeitslosigkeit ab 22.12. machen? Nur Schreiben? Wie viele Seiten habe ich geschrieben in der langen Zeit? Wenn ich das auf die Fülle eines Buches hochrechne, dann brauche ich noch Jahre.
Einen Roman schreiben? Themen gibt es genug, Ideen hätte ich genug. Aber die Umsetzung! Die Geduld, die ich dafür aufbringen müsste. Wovon soll ich in dieser Zeit leben? Ich bin oft viel zu bedrückt, um meinen Humor auszudrücken. Das dabei dann eine Menge des sogenannten Tragikhumors herauskommt mag anderen Leuten mehr gefallen als mir selbst.
Ich habe schon noch eine Idee, aber sie würde verdammt viel von mir selbst verlangen, zumindest psychisch. Meine Gabe, mich in Dinge und in Menschen unterschiedlichster Art hineinzuversetzen kenne ich. Ich war auch schon immer an der Arbeit der sogenannten Profiler interessiert. Ich würde wirklich gerne einen Thriller schreiben, mit Tiefgang, aus der Sicht des Täters heraus, nicht wie sonst üblich aus Sicht des Helden. Aber ich habe Angst davor, mich seelisch zu sehr von meiner Romanfigur einfangen zu lassen. Das die Helden meiner Geschichten immer relativ naiv und einfach gestrickt sind, hat seinen Grund, denn ich weiß um die kriminelle und geradezu bösartige Energie die natürlich auch in mir schlummert. Aber diese Seite möchte ich nicht wirklich in Worten ausleben, mir reicht es diese dunkle Seite zu kennen. Wenn eine solche Story von mir nur den Funken von Erfolg haben würde, würde man mehr solchen Stoff von mir erwarten und ich wäre in Zugzwang.
Das ich Geschichten aus den Gesichtern meiner Mitmenschen erlesen kann, ist manchmal ein Fluch, denn ich verstehe sie alle, die Drogensüchtigen, die Bankräuber, die Mörder, selbst die Beweggründe der Vergewaltiger kann ich sehr gut nachvollziehen, selbst wenn ich es dadurch noch lange nicht billigen kann. Denn ebenso stecke ich gefühlsmäßig in den Opfern all dieser Verbrechen. Ich verstehe selbst den Machtrausch großer Diktatoren und Volksmörder. Warum kann ich sie nicht einfach nur genau so hassen, wie der Rest der Welt, blinde Zusage für eine Verurteilung geben, weil ein Verbrechen passiert ist? Nein, nein! Bestrafung muss schon sein und sie haben es sicher auch verdient, aber es ändert absolut nichts daran, das ich beide Seiten der Medaille sehe. Sie sind alle einem Schicksal ergeben und haben das aus ihrem Leben gemacht, das sie für richtig hielten.
Aber ich sehe eben eine echte Gefahr darin, den Weg und die Gedanken eines Mörders zu beschreiben. Die anfänglichen Zweifel in Worte zu fassen, und schließlich die Ausführung, mehr oder minder kaltblütig, je nachdem welchen Charakter mein Verbrecher haben soll, selbst durchleben zu müssen.
Zudem passen diese bösen Charaktere nicht in meine Weltanschauung. Das die Welt brutal ist, weiß ich schon und ich will auch keine Augenwischerei betreiben, denke aber, dass es ausreichend böses gibt, als das ich meine Aufgabe im Schreiben mehr darin sehe, den Menschen ein gutes Gefühl, eine saubere Geschichte zu liefern. Folglich müsste meine Geschichte also auch bis ans Ende gehen, der Bösewicht in der Ich-Form seinen Tod miterlebt und der letzte Satz einfach abbricht.
… den Blues des Wolfes fortsetzen… wollte ich schon lange. Die Briefe damals an Sasa und Melanie waren im Grunde ja schon kleine Fortsetzungen. Aber wie soll die Geschichte eigentlich wirklich weitergehen? Der Leitwolf trifft auf seine große Liebe und erfährt den größten Schmerz, den der Wolf nur erleben kann, die Feststellung, dass innerer Schmerz tiefer geht, als jede Wunde. Der Junge hingegen wird seine Angst vor den Wölfen besiegen müssen. Beide sind Teile eines ganzen, erst wenn sie erkennen, dass sie zusammen gehören, wird die Geschichte eine Wendung nehmen. Der Junge wird mutig, und der Wolf trotz der Erkenntnis seiner Verletzlichkeit dem Jungen zutraulicher. Eine Dramaturgie a la Disney will ich mir ersparen und der obligatorische Rettungsversuch, nachdem sich beide getrennt haben, soll auch ausfallen. Sicher bringt eine solche Szene im Film immer die tief empfundene Freundschaft zum Ausdruck, aber da ich die Geschichte hier aus Sicht beider Hauptakteure erzähle, kann ich dieses Klischee zum Glück überspringen. Der Wolf lernt die Welt unbekümmerter zu sehen, zu spielen und zu vertrauen, während der Junge durch den Wolf Verantwortung lernt, auch lernt sich durchzusetzen. Bis dahin sollen sie sich aber kaum begegnen, eher wie Nachbarn, nicht wie Freude. Die Freundschaft soll erst ziemlich spät entstehen, wenn beide schon einige Abenteuer erlebt haben, auch um die Figuren zu festigen.
Der Wolf wird neben seiner Liebesgeschichte andere Machtkämpfe durchzuleben haben, Angriffe auf die Wölfe durch Bären und einen Jäger, möglicherweise ein anderer Nachbar des Jungen. Dieser hingegen muss auch seine Abenteuer erleben. Da wäre Streit in der Schule, der Vater, der mehr Leistung erwartet, und die Familie eisern führt, das Mädchen, in das er sich dann heimlich verliebt. Schließlich finden Wolf und Junge zueinander, und ziehen gemeinsam ins Abenteuer. Ab da sind alle möglichen Fortführungen möglich. Ein junger Mann und sein Wolf, da kann alles passieren. Gemessen daran, dass die Geschichte irgendwo in der DSA-Welt spielen soll, schwebt mir eine Karriere als berühmter Streuner vor, der mit Witz und Charme, den Wolf fast als drohendes Markenzeichen neben sich hertrabend durch Aventurien zieht.